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Artikel von Gundula Zeitz in der Frankfurter Rundschau, Mittwoch 17. August

Märchenfiguren spülen Geld in die Kasse

Truss Haustechnik wendet Kurzarbeit ab und gestaltet statt Kupferfassaden Skulpturen / Kooperation mit Künstler Ricky Weber


Um der Kurzarbeit in ihrer Abteilung Klempnertechnik zu entgehen, tat sich die Kasseler Firma Truss Haustechnik mit dem Künstler Reinhold Weber zusammen und baut nun Märchenfiguren aus Zinkblech. Die Hälfte der Verkaufserlöses geht als Spende soziale Einrichtungen.

Normalerweise gestalten sie Kupferfassaden, restaurieren Kirchturmdächer, fertigen in Hand- und Maßarbeit Zinkfensterbänke, Gauben oder auch Regenrohre und Wasserleitungen. Doch in diesen Tagen nutzen die fünf Mitarbeiter der Abteilung Klempnertechnik der Kasseler Firma Truss Haustechnik Deckzange, Lötkolben und Schweifhammer für etwas ganz anderes: Sie bauen mit Zinkblech verkleidete Märchenfiguren – nach den Entwürfen des Kasseler Künstlers Ricky Weber.
Die Idee zu dem Projekt entstand, als die Auftragsbücher der Klempnerei des vor 140 Jahren gegründeten Traditionsunternehmens, das kürzlich erst einen Denkmalschutzpreis für ein Kupfer gedecktes Kirchendach in Mainz erhalten hat, im Frühsommer plötzlich leer waren und Kurzarbeit drohte: „Die Abteilung war nicht ausgelastet“, sagt Rolf Schäfer, Gesellschafter und Geschäftsführer der 100 Mitarbeiter zählenden Firma, die vor allem in den Bereichen Heizung, Lüftung, Klimatechnik boomt. „Weil aber die Klempnerei die Keimzelle unseres Unternehmens ist, wollten wir die Abteilung nicht einfach dicht machen, sondern haben nach Beschäftigungsmöglichkeiten gesucht“.

Symbolfigur für Kassel
Die Idee, mit der Schäfer zu Ricky Weber kam: Für Kassel „so etwas zu bauen wie den Berliner Bären für Berlin“: Eine Figur, die für Kassel stehen und mit denen die Menschen sich identifizieren. „Da kamen wir bald auf die Märchenfiguren der Brüder Grimm“, erzählt Weber, schließlich besinne sich die Stadt derzeit wieder stärker darauf, dass die Begründer der modernen Germanistik zeitweise in Kassel gelebt und vornehmlich hier aus mündlicher Überlieferung und schriftlichen Quellen über 200 Märchen zusammengetragen haben.

Weber zeichnete die Entwürfe für die Figuren – und die Truss-Mitarbeiter bauen nun neun Skulpturen – vom „Rumpelstilzchen“ bis zum Froschkönig mit der Prinzessin, vom Rapunzel bis zu den Bremer Stadtmusikanten – aus Holzplatten, die dann mit glänzendem Zinkblech verkleidet werden, das später eine matte Patina annimmt. Bis zu 3,60 Meter hoch und 250 Kilogramm schwer sind die Kunstwerke. Für einen Preis von 8000 bis 10000 Euro sollen sie verkauft werden, erste Interessenten gibt es schon. Die Hälfte des Verkaufserlöses soll an Kasseler Einrichtungen für Kinder und Jugendliche gespendet werden.

Dezernentin als Schirmherrin
Auch deshalb hat die Dezernentin für Jugend, Schule, Frauen und Gesundheit, Anne Janz, (Bündnis 90/Die Grünen) die Schirmherrschaft übernommen. Und der Leiter des Kasseler Brüder-Grimm-Museums, Bernhard Lauer, unterstützt die Aktion ebenfalls: „Toll, wer da plötzlich alles mit im Boot sitzt“, sagt Weber, der derweil weitere Figuren entwirft. Überdies soll das märchenhafte Projekt, darauf haben sich Schäfer, Weber und Janz geeinigt, in die Stadtteilarbeit eingebunden werden: „Wir planen, im Rahmen von Ferienspielaktionen, Kinder in die Werkstatt einzuladen, mit ihnen das Thema Märchen aufzuarbeiten“, erklärt Weber, „und anschließend können sie dann selbst kleine Figuren basteln“.

Die großen Skulpturen sollen am 3. September, zur Kasseler Museumsnacht, unter dem Motto „Grimmig und Groß im Garten“ auf dem Gelände des Palais Bellevue präsentiert werden – damit sie nach Sponsoren und künftigen Besitzern Ausschau halten können.

... mit den schwarzen Konturen, den Augen, Nasen und Mündern werden die Figuren immer besser erkennbar und lebendiger. Die letzten Striche sind bald gezogen. Derweil meldet sich, neugierig geworden von dem Zeitungsartikel RTL-Regional und dreht einige Szenen für die Sendung: Guten Abend ...

Eine große Einladung zu der Ausstellungseröffnung am 3. September um 18 Uhr im Brüder Grimm-Museum Kassel.

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